Die Zigarren aus der Dominikanische Republik profitierten ebenso wie Honduras und Nicaragua von den Folgen der kubanischen Revolution. Viele Kubaner verließen aufgrund der massenweise stattfindenden Enteignungen ihr Land, darunter natürlich auch Tabakspezialisten. Die neue Heimat definierte sich naturgemäß nach zwei Kriterien. Welches Land ist wegen seiner klimatischen Bedingungen und Bodenbeschaffenheit geeignet, Zigarrentabak anzubauen? Und sodann war die spanische Heimatsprache natürlich förderlich. Beides bot die Dominikanische Republik und insbesondere in den 90er Jahren boomte das Land für Zigarren aus der Dominikanischen Republik. Dies lag am großen Angebot, aber ganz wesentlich auch an der Nachfrage, denn die US-Amerikaner hatten die Zigarre für sich entdeckt und da die begehrte Havanna durch das Embargo ein nicht erreichbares Ziel der Begierde war, sprangen die Zigarren der Dominikanischen Republik in die Lücke.
Mitentscheidend dafür war die Präsenz des Herstellers Davidoff, der 1988 mit Kuba gebrochen hatte und mit seinen hohen Qualitätsmaßstäben auch andere Firmen beflügelte. In diesem Zusammenhang muss man auch eine damalige Weltmarke wie Dunhill nennen, unbedingt den kreativen Familienbetrieb A. Fuente und die andere Weltmarke Macanudo. Das grundsätzliche Problem, einen gelungenen Tabakblend zu kreieren, wurde bei dieser Erfolgsstory zum Vorteil. Ähnelt der französische Burgunder einem Zigarren-Puro aus Kuba, weil nämlich ausschließlich Spätburgunder verwendet wird und alle Havannas ausschließlich aus kubanischen Tabaken hergestellt werden, wurde die Domingo-Zigarre bald in Analogie zu einem Bordeaux gesetzt, der grundsätzlich aus einer Cuvée mehrerer Rebsorten besteht. Dies eröffnet natürlich eine Bandbreite von Möglichkeiten, Tabake auszuwählen, die gegebenenfalls auch aus anderen Ländern stammen. Bald stieg die dominikanische Zigarre bis heute zum Marktführer für Longfiller auf. Ein Bild, das sich verändern könnte, wenn das Embargo fällt und die Kubaner ihre Qualität auch bei dann potenziell steigenden Umsatzzahlen halten können.
Ein Manko für die Zigarren der Domingos blieb lange Zeit das Fehlen eines einheimischen Deckblatts, was wiederum zur Folge hatte, dass das Connecticut aus den USA und seit einigen Jahren aus Ecuador seinen Siegeszug antrat. Die Fuentes brachten 1994 mit ihrer Opus-X-Serie erstmals einen dominikanischen Puro auf den Markt. Deckblätter von der Insel, die mittlerweile auch andere Hersteller züchten, bleiben aber selten, da dafür die Bodeneigenschaften nicht perfekt geeignet sind und man nur eine geringen Mengenertrag hat. Besonders selten sind dann große Formate, denn die Tabakpflanzen erzeugen zumeist nur kleine Blätter.
Das Zentrum des Tabakanbaus ist das fruchtbare Cibao-Tal, angepflanzt werden dort Tabake wie Olor und Piloto Cubano. Die dominikanischen Tabak-Blender, jene Fachleute, die jeden Zigarrentabak der Welt mit seinen charakteristischen Eigenschaften kennen, sind heute in der Lage, Zigarren in der Dominikanischen Republik zu kreieren, die das Geschmacksspektrum von sehr mild bis kräftig-würzig abdecken. Die typisch-milde Domingo hat viel für die weltweite Popularität der Zigarre beigetragen, denn sie eignet sich sehr gut für den Einstieg in das Vergnügen. Eine Fuente Opus X oder eine Macanudo Vintage hingegen erfreuen auch anspruchsvollste Aficionados.